Freitag, 28. März 2014

400-km-Flug ins Susa-Tal

Der letzte Urlaubstag ist angebrochen und lockt mit schönem Wetter und guter Thermik. Weil obendrein der Wind recht schwach ist, ziehe ich einen grösseren Streckenflug in die Schweiz oder in die südlichen Westalpen in Erwägung. Der Tank meines kleinen Turbomotors ist gefüllt, eine Aussenlandung auf einem fremden Flugplatz also unwahrscheinlich. Schliesslich wollen wir abends unsere Flieger für die Heimfahrt vorbereiten.

Streckenflug von Aosta ins Susatal

Beim Start bin ich als erster an der Reihe. Ich arbeite mich rasch an der "Mary" nach oben und komme zügig ostwärts voran. Zwar ist die Basis mit 2500 m noch recht niedrig, die Wolken liefern aber zuverlässige kräftige Thermik.

Ausflug aus dem Aostatal

Östlich St. Vincent, wo das Aostatal richtung Süden abbiegt, erreiche ich fast 3000 m und steuere den Mt. Mars, den hohen Berg am Talausgang an. Erst hier ist der Blick frei in die Schweiz bzw. in die süditalienischen Alpen. Die Wolkenbasis im Tessin erscheint mir recht niedrig. Weil der Rand des Turiner Beckens von mehreren Wolkenstaffeln gezeichnet ist, entscheide ich mich für den Weiterflug nach Süden.

Wolkenreihung in Flugrichtung Süd

Die Sicht gegen die Sonne ist nicht besonders gut, zudem ist die Wolkenuntergrenze immer noch recht niedrig. Hin und wieder begegnet mir ein Segler oder ein Gleitschirmflieger. Kurz nach 14 Uhr wende ich an der südlichen Seite des Susatals.

Südlich des Susatals

Die mächtige Wolkenstrasse auf der anderen Talseite überredet mich zum Einflug in das Susatal. Eine wahre Rennstrecke. Ich erreiche den Mont St. Cenis, den geschichtsträchtigen Berg. Hier soll 218 v. Chr. Hannibal mit seinen Elefanten die Alpen überquert haben. 1871 wurde hier der älteste grosse Eisenbahntunnel durch den Alpenhauptkamm fertiggestellt.

Am Mont St. Cenis

Der Rückweg ins Aostatal ist etwas kürzer und schneller, weil ich durch die inzwischen weiter angestiegene Wolkenbasis die höheren Bergkämme passieren kann. Ein Absacker bei St. Vincent auf 1500 m lässt noch einmal den Pulsschlag steigen, aber bald finde ich den nächsten kräftigen Aufwind und der Ankunft in Aosta steht nichts mehr im Wege.

Anflug des Mont-Blanc-Massivs

Ich erreiche den Heimatflugplatz früher als geplant und so statte ich zum Abschluss dem Mont Blanc einen Besuch ab. Die Südostseite des Massivs trägt sehr gut, dennoch flössen mir die schroffen, mächtigen Felsen gehörigen Respekt ein. Auf dem Rückweg nach Aosta leuchtet die Sonne hinter mir das ganze Tal aus, ein herrlicher Anblick! Jetzt noch einmal konzentrieren, eine gute Landung hinlegen und der Urlaub hat mit diesem Tag einen schönen Abschluss.

Charvensod mit Monte Emilius

Sonntag, 23. März 2014

Speed-Soaring zwischen den Wolken

Die Wolken hängen tief im Aostatal an diesem Morgen und der Wind bläst ziemlich kräftig aus westlicher Richtung. Das lädt nicht unbedingt zum Fliegen ein. Dennoch entscheiden wir uns, diesen Tag zu nutzen und mit unseren neuen Gebirgspiloten das Hangfliegen zu trainieren. Thomas Hanika startet mit Peter Obermann im Twin, Tom Amberger mit mir im Duo.

Bereits im F-Schlepp fallen Tom die heftigen Turbulenzen auf. "Ist das noch normal?", fragt er. "Alles im grünen Bereich", beruhige ich ihn, obwohl ich selber von dem Durchschütteln überrascht bin. Tom steuert den Duo mit konzentrierter Ruhe sicher hinter der Schleppmaschine und wir klinken 1200 m über dem Flugplatz an der "Mary" aus. Sofort fällt auf, daß der Hang trotz optimaler Anströmrichtung nicht trägt. Offensichtlich existiert ein dynamisches Wellensystem, welches bis in niedrige Höhen hinabreicht. Die "Mary" liegt in der Abwindzone, der Hang wird quasi vom Wellensystem "geblockt". Wir steuern den Duo talwärts und schon katapultiert uns ein ruppiger Viermeteraufwind einige hundert Meter höher. Wir befinden uns in der engen Aufwindzone einer Rotorwalze.

Prinzip der Leewellenbildung

Tom erfliegt sich mit Achterschleifen unter Berücksichtigung von Bodenmerkmalen den stationären Aufwindbereich des Wellensystems und wir erreichen 2500 Meter. Viel höher scheint es hier nicht zu gehen und wir fliegen ins Haupttal. Zwischen Mt. Fallere und Skigebiet Pila spüren wir den nächsten Rotor auf. Nach 500 Metern turbulenten Aufstiegs wird es schlagartig ruhig und wir steigen laminar weiter mit 4 Metern in der Sekunde. Wir richten den Flieger gegen den Wind aus, fliegen mit Minimalgeschwindigkeit und erklimmen wie im schnellen Fahrstuhl unsere Maximalhöhe von 4500 Metern. Über Funk rufe ich Thomas und Peter zu uns, die sich noch immer an der "Mary" abmühen. Wenig später schaffen sie mit dem Twin am Skigebiet Pila den Einstieg in die Welle und steigen auf 5200 Meter.

Statt die maximal mögliche Flughöhe zu erreichen wollen Tom und ich den starken Aufwind des Leewellenbandes ohne Höhenverlust in eine möglichst große Fluggeschwindigkeit umsetzen. Auf einer Strecke von über 30 km surfen wir das Aostatal hin und her, in der stärksten Zone der Welle beträgt der Auftrieb über 7 Meter in der Sekunde. Wir müssen am Höhensteuer stark drücken, um nicht in die Wolken über uns zu geraten. Dabei erreichen wir eine Fluggeschwindigkeit von 230 km/h.

Mit hoher Geschwindigkeit der Welle entlang

Die Flugstrecke wird beidseitig des Tals von der stark absinkenden Wolkenuntergrenze begrenzt, sonst könnten wir natürlich viel weiter wegfliegen. Dennoch macht es uns einen Riesenspass, das maximal Mögliche aus dieser Wettersituation herauszuholen. Nach drei Stunden wird es uns allmählich kalt und wir landen zufrieden nach diesem spannenden Flugerlebnis.

Dienstag, 18. März 2014

Wellenflug am Mont Blanc

Heute starten Peter Obermann und Peter Lüthe zu einem Vier-Stunden-Flug im Duo Discus. Der Aufstieg ist zunächst recht mühsam. An unserem Hausberg, der "Mary" können sie gerade einmal das Gipfelniveau erreichen und an der Fallere erging es ihnen auch nicht viel besser. Sie orientieren sich weiter westwärts, wo eine Lenticulariswolke mit deutlich grössere Höhen lockt. Südlich der Testa di Serena gelingt schliesslich der Einstieg in die Welle. In 4000 Metern angekommen wagen sie den Anflug auf den Mont Blanc, der heftige Abwind veranlasst sie jedoch zur Rückkehr zum letzten Aufwind. Beim zweiten Versuch wählen sie eine südlichere Route, und schon funktioniert´s. Bei Courmayeur trägt sie der Föhnaufwind auf 4600 Meter, also 250 Meter unter Gipfelhöhe des Mont Blanc. Beim Heimweg aus komfortabler Höhe statten sie dem St.-Bernhard-Pass und dem Skigebiet Pila einen Besuch ab.

Mühsames Hochklettern an der "Mary"

Lenticulariswolke auf dem Weg zum Mont Blanc

4528 Meter bei Courmayeur

Wellenwolke aus der Nähe

Montag, 17. März 2014

Twin ante Portas

Gestern Abend trafen Klaus, Gudrun, Bili und Peter Obermann in Aosta ein. Sie haben den Twin Astir dabei. Dieses alte Möbel ist seit über 40 Jahren im Besitz der Segelfluggruppe und leistet uns vor allem in den Alpen sehr wertvolle Dienste.

Der Twin Astir wird aufgebaut

Am Donnerstag erwarten wir den Rest der Gruppe: Thomas Amberger, Thomas Hanika und meine Freundin Ruth Eichenmüller.

Sonntag, 16. März 2014

Erster Flugtag in Aosta

Am Samstag sind wir um 5 Uhr früh in Südfrankreich losgefahren, um noch am selben Tag in Aosta fliegen zu können. Weil sich das Wetter aber nicht an die gute Vorhersage hielt, nutzten wir die Zeit zum gemütlichen Fliegeraufrüsten und zum Sortieren unserer sehr umfangreichen Ausrüstung. Am Abend trafen Thomas Dorn und seine Frau Regina ein.

beim Aufrüsten


Regina und Thomas


Der heutige Sonntag begrüsst uns mit einem guten Wetterbericht, und wir sind gespannt auf den ersten Flugtag. Thomas und Peter gelingt mit dem Duo Discus ein herausragender Flug. Sie steigen in die Föhnwelle des starken Nordwindes ein und erreichen eine Flughöhe von über 5000 Metern. Dies lädt natürlich zum Besuch des Matterhorns ein, dessen prominentes Massiv uns immer wieder anlockt.

... für diesen Anblick kommen wir immer wieder nach Aosta

Für Thomas ist dies der erste Start in seinem ersten Aosta-Urlaub. Dass ihm gleich ein so beeindruckender Flug gelingt, ist aussergewöhnlich. Viele Segelflieger warten oft jahrelang auf ein derartiges Erlebnis.

Freitag, 14. März 2014

Fünfter Flugtag

Der fünfte und letzte Flug hier in Südfrankreich war der schönste und umfangreichste. Ich will diesmal nicht viel reden sondern einfach einen Zusammenschnitt zeigen.

Hier das Video unseres Fluges.
Bei schneller Datenverbindung am Einstellungsbutton die HD-Qualität einstellen, es lohnt sich

IMG_0151


Morgen früh geht´s weiter nach Aosta.

Donnerstag, 13. März 2014

Klaus Ohlmann erzählt von seiner Everest-Expedition

Das Wetter ist nicht prickelnd an diesem Donnerstag, keinen von uns zieht es zu seinem Flugzeug. Klaus nutzt daher gerne unsere freie Zeit und berichtet anhand zahlreicher Fotos und Filmsequenzen von seinem Himalaya-Abenteuer. Nach intensiver Vorbereitung konnte er seinen Traum verwirklichen, den Mount Everest im Segelflug zu bezwingen.

Für Interessierte hier ein stimmungsvolles Video und drei Presseberichte von FAZ, SPON und dem aerokurier.
Klaus Ohlmann am 21. März im ZDF-Interview.

Mittwoch, 12. März 2014

Vierter Flugtag

Bei unserem vierten Flug zeichnen wenige Cumuluswolken den diesigen Himmel. Dummerweise klinken wir im Flugzeugschlepp zu früh aus, finden keinen Thermikanschluss und sind nach 20 Minuten wieder unten. Beim zweiten Versuch lassen wir uns über die Hangkante schleppen und schon funktioniert´s.

Vor dem Ausklinken am Mte. de l'Aup

Bei konstantem Höhengewinn locken uns die Wolken in nordwestliche Richtung. Wir wenden am südlichen Ausläufer des Vercor. Beim Rückflug gewinnen wir jedoch kaum Höhe und schaffen den Col de Cabre gerade so eben. Wir sind sehr tief und bereiten uns auf die Direktlandung in Aspres sur Buech vor. Ein kleiner Schlenker zum Westausläufer des vorgelagerten Berges lohnt sich allerdings, wir bekommen einen guten Anschluss an die Thermik und sind wieder im Spiel.

Nördlich Aspres sur Buech

Des Kämpfens müde lassen wir es nun entspannt angehen und folgen den wenigen schönen Wolken im Süden. Wir erreichen Sisteron und fliegen die westlichen langgestreckten Höhenzüge mehrmals ab. Wir nutzen die Thermik bis zur letzten Minute und gleiten anschliessend zufrieden heim.

Fluglager Aosta 2014

Franz Maier, Fliegerclub Nürnberg

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